Wenn man sich als Geocacher mit Lostplaces beschäftigt, stößt man früher oder später auf die Webseite „explorerviews“ von Ben Schreck. Ben und ich hatten schon den ein oder anderen Kontakt über Facebook mittels „Gefällt mir“-Klicks. Nun hat er mich angeschrieben, ob wir nicht mal was zusammen mit unseren Blogs machen wollen – und ich habe die Gelegenheit genutzt und ihn hier zu einem Gastartikel mit dem Thema, welche Gedanken sich ein Fotograf über Geocaching macht, eingeladen…
Gastbeitrag von Ben Schreck (Explorerviews)
Das Suchen und Finden von interessanten Punkten und Orten in Bezug zu geografischen Koordinaten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Tatsächlich ist es eine, wenn nicht DIE Freizeitbeschäftigung der letzten Jahre, die eine Vielzahl von Personenkreisen und Altersklassen anspricht.
Das Geheimrezept zur Popularität des Hide and Seek Booms liegt vermutlich tief im Inneren der menschlichen Bedürfnisse, die sich mit dem Entdecken und Erforschen befassen. Ohne diesen Entdeckerdrang wäre die uns bekannte Zivilisation sicher eine andere.
Doch möchte ich hier keine politische Diskussion entfachen noch auf die Vielschichtigkeit des Geocachings eingehen oder Schlüsse zu ihrer Verbreitung ziehen. Vielmehr möchte ich die Frage aus dem Titel zum Thema machen.
Geocaching – Spass oder Mittel zum Zweck?
Durch die bereits angesprochene, sehr weite Verbreitung der modernen Schnitzeljagd, treiben auch viele verschiedene Gründe die Cacher an, mit dem GPS Empfänger loszuziehen.
Neben Abenteurern und Schatzsuchern, Trekkern und Wanderern, städtischen Erkundern, den Urban Explorern und weiteren Interessensgruppen bietet die georeferenzierende Gemeinschaft auch Fotografen nützliche Informationen zu interessanten Orten.
Dabei bedient man sich häufig „nur“ der Koordinaten und verzichtet auf die Schatzsuche, wobei man damit nicht auf den Spaß verzichtet, den der Ausflug mit sich bringt.
Virtuelle Begehung
Durch die Verknüpfung von Bildern zu den Koordinaten kann man sich virtuell bereits ein sehr gutes Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen. Diese Sache kommt gerade Naturbegeisterten und Landschaftsfotografen zugute, die ihre Route genau planen wollen.
GPS und Landschaftsfotografie
Für meine Natur- und Landschaftsbilder (auf www.explorerviews.de) aus der Auvergne und aktuell aus der Bretagne plane ich vorzeitig meine Touren und Ausflüge mit entsprechenden Karten, GE, Geoportail usw. Vor Ort erspart man sich damit viel Zeit in Karten den „richtigen“ Weg zu suchen, wenn man die Wegpunkte entprechend im GPS Gerät abgespeichert hat.
Durch das Erkunden von verlassenen Gebäuden und vor allem Bunkern bin ich damals zur Fotografie gekommen. Der GPS Empfänger begleitet mich seitdem bei der Urban Exploration ebenso wie draußen in der Natur.
Geocaching ist überall
Bei vielen dieser Punkte stellt sich bei der Recherche heraus, dass dort auch Geocaches liegen. Vor Ort angekommen, stößt man häufig auf die Spuren von Anderen. Dabei stören weniger die ausgetretenen Pfade, als vielmehr die Hinterlassenschaften.
Besonders auffällig ist es bei den sog. Lost Places, die zum Großteil nicht mehr länger verloren oder gar verlassen sind. Hierbei treffen gleich mehrere Subkulturen aufeinander. Geocacher, Urban Explorer, Streetart Künstler… ganz zu schweigen von den metallverarbeitenden Banden oder ähnlichem. Und alle hinterlassen ihre Spuren, die einen kaum merklich, andere gründlich.
Die Verbreitung der einst gehüteten Koordinaten für solche besonderen Orte, an denen sich jahrelanger Zerfall frei entfalten konnte und dem vorsichtigen Besucher unberührte Stillleben der Geschichte boten, ist längst zu einem billigen Tauschhandel im Internet verkommen. Immer wieder erreichen mich mehr oder weniger anonyme E-Mails mit Fragen, wo das denn sei, ob man nicht tauschen könne usw., von Leuten, die ich nicht kenne.
Diese bizarren fremdartigen Szenerien von verlassenen Orten der Industriekultur und Zeitgeschichte, die man auch als Geocacher nicht verschmäht, werden leider immer seltener. Umso mehr weiß man es zu schätzen, wenn man doch noch auf ein richtiges Lost Place trifft.
Spass und Mittel zum Zweck
Ganz so schwarz sehen darf man die Sache allerdings auch nicht. Denn viele tolle, interessante und geheimnisvolle Orte würden ohne das Wissen der GPS Daten ungesehen im Kampf gegen die Kraft der Zeit verschwinden. Man sollte sich vor einer Veröffentlichung eines „geheimen“ Ortes nur einfach gut überlegen, wer bekommt es und was sind die Folgen.
So lässt sich abschließend sagen, dass sicher für die meisten Hobbyisten der Spaßfaktor beim Suchen und Finden und der damit verbundene Entdecker- Abenteuerdrang im Vordergrund steht. Dass Caching ein Mittel zum Zweck ist, dürfte dabei auch in den meisten Fällen zutreffen, egal, was man draußen unternimmt.
Für mich gilt dabei, immer mit dem entsprechenden Respekt an die Sache ranzugehen und mich vor Ort so zu verhalten, dass auch viele andere Leute nach mir ihren Erkundungsgang, ihr Erlebnis genießen können.
Ich wünsche allen Geocachern und solchen, die das Hobby für sich entdecken, viele spannende Caches.
Ben