Ende März war im Saarländischen Fernsehen ein Beitrag zu sehen, in dem ein nächtlicher Besuch des Lostplace-Geocaches Zwerge 3 gezeigt wurde. Dieser Beitrag hat in der grünen Hölle für eine längere Diskussion gesorgt. Obwohl ich mich an der Diskussion beteiligt hatte, fehlte mir doch irgendwie der Beitrag des Geocachers, der im Fernsehbeitrag zu sehen war…
Daher habe ich ein Interview mit Theo geführt, damit er auch seine Sicht der Dinge über diese Fernsehsendung beitragen kann. Hier nun das Interview, welches mit Ihm geführt habe…
Hier nun das Interview, welches ich in schriftlicher Form mit Theo geführt habe:
Theo, Ende März wurde vom Saarländischen Rundfunk ein Beitrag aus der Reihe „Grenzerfahrungen“ gesendet, in dem Du zusammen mit einem Freund beim Geocaching in einem Lostplace gezeigt wurdest. Wie ist der Kontakt zu dem Fernsehteam zustande gekommen?
Tobias, der Kameramann und Redakteur, hat mich angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte mit ihm einen Beitrag zu machen. Er hatte meine Kontaktdaten von einem Kollegen, woher der meinen Kontakt hatte, weiß ich gerade nicht. Jemand kennt einen, der einen kennt … eine saarländische Lösung.
Soweit mir bekannt ist, lautet dein Geocachingname „magictheo“ . Dieser Account hat gerademal 17 Funde zu verzeichnen. Wie beurteilst Du deine Kenntnisse und Erfahrungen beim Geocaching? Würdest Du dich als Experte auf diesem Gebiet bezeichnen?
Nein. Ich bin kein Highscore-Jäger.
Von einem Teil der Geocaching-Szene wird die allgemeine Unterstützung von Presse und Fernsehen kritisch gesehen. Es gibt die Befürchtung, dass die steigende Zahl an Geocachern diesem Hobby schadet, da es vermehrt zu Konflikten mit dem Naturschutz, den Jägern und den Behörden führen wird. Kannst Du diese Bedenken teilen?
Diese Befürchtungen gibt es beispielsweise auch beim Klettern: ?Verrate bloß niemanden, wo die besten Felsen sind, ansonsten werden diese gesperrt und wir dürfen auch nicht mehr hin.?. Das ist elitärer Bullshit! Der traurige Versuch etwas tolles für sich alleine zu behalten, anstatt es mit der Gemeinheit zu teilen.
Die Angst, dass tolle Spots gesperrt werden, weil sich Kletterer/Geocacher/Wanderer/Mountainbiker/Paddler/[bitte ein Outdoorhobby eurer Wahl einsetzen] nicht verantwortungsvoll gegenüber der Natur verhalten, kann ich durchaus nachvollziehen. Ich bin jedoch der Meinung, dass Aufklärung sinnvoller ist, als Geheimhaltung. Städte und Gemeinden machen Werbung mit ihren „zahlreichen Geocaches“, die sich auf ihren Wanderstrecken befinden. Der bayrische Staatsforst bewirbt sogar aktiv Geocaching als „moderne Form der Schnitzeljagd“ auf seiner Website und bittet die Cacheowner sich aus Vogelhabitaten und Biotopen rauszuhalten. Volkshochschulen veranstalten Einführungskurse und in jeder größeren Stadt gibt es Geocaching-Stammtische. Geocaching ist also längst bei der breiten Masse angekommen – zum Glück, denn keiner will mehr erleben, dass ein Cache von einem Bombenräumkommando gesprengt oder ein Trupp Geocacher von der Polizei fälschlicherweise als Drogendealer bezeichnet werden.
Darüber hinaus, bin ich der Meinung, dass eine steigende Anzahl von Menschen, die ein Hobby ausüben, ausschließlich gut für das Hobby sind.
Gab es Vorgaben des Fernsehteams? Wer hat den Geocache für den Beitrag ausgesucht und welchen Gestaltungsspielraum hattest Du?
Das Fernsehteam, war eine One-Man-Show. Wir hatten bereits bei unserem ersten Telefonat einen guten Draht und deswegen habe ich beschlossen den Beitrag mit ihm zu machen. Grenzerfahrungen war das Thema. Geocaching hat sich der Redakteur gewünscht, war aber kein muss. Ich habe den Cache ausgewählt und einen Geocaching Neuling aus meinem Freundeskreis rekrutiert.
Im Beitrag wird gezeigt, wie Du nachts zusammen mit deinem Freund den Cache „Zwerge 3 / Dwarfs 3„, einen verlassenen Großunterstand der Maginotlinie besuchst. Bei einem Lostplace ist die Angst besonders groß, dass nach einem solchen Fernsehbericht der Cache von Groundspeak archiviert wird, weil sich die zuständigen Behörden melden. Wie beurteilst Du diese Situation?
Ich habe darum gebeten, dass der Standort des Bunkers nicht erwähnt wird und an die Abmachung hat der SR sich auch gehalten. Darüber hinaus ist die Reichweite eines regionalen Fernsehsenders begrenzt. Die zahlreichen Blogs, Foren, Podcasts und Onlinemagazine zu dem Thema erreichen nach meiner Einschätzung heutzutage ein viel breiteres Publikum und dazu gehören sicherlich auch Behörden. Ein Bunkercache, an dem es an sonnigen Tagen zugeht wie auf einer Dorfkirmes ist sicherlich kein großes Geheimnis mehr. Auch nicht für die Behörden.
Du bist nachts in der Maginotlinie unterwegs. Hast Du Angst vor Nachahmern, die sich dann aus Unwissenheit an den Infanteriesperren verletzen oder sich im Bunker verlaufen?
Nein.
Auf deinem Blog hast Du einen Bericht über einen Besuch von Dir bei diesem Cache – dieses Mal am Tag – veröffentlicht; er trägt den Namen „Bunkercache Zwerge 3 – Real Life Castle Wolfenstein“. Ich finde diesen Titel etwas fragwürdig, da „Castle Wolfenstein“ ein frühes „Ballerspiel“ ist, welches wegen der Verwendung nationalsozialistischer Symbole in Deutschland auf den Index gesetzt worden war. Warum hast Du gerade diesen Titel für deinen Blogbeitrag gewählt?
<Achtung Polemik>: „Du nennst dich Saarfuchs – ich finde diesen Titel etwas fragwürdig, da „Der Wüstenfuchs“ der Spitzname des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel ist, welcher auch nach seinem Freitod noch als Propagandafigur des NS-Regimes benutzt wurde.“</Achtung Polemik>
Wolfenstein 3D war streng genommen der erste First-Person-Shooter überhaupt und ein recht bekanntes Game aus meiner Jugend. Bei dem Spiel rannte man durch dunkle Gänge, erforschte Geheimkammern, suchte Schätze und bekämpfte böse Nazis. Auf dem Index ist das Spiel gelandet, weil sich die virtuelle Spielwelt in einer deutschen Bunkeranlage befand, inklusive der entsprechenden Symbolik. Übrigens von einem amerikanischen Spielehersteller.
In der Retrospektive ist das Spielprinzip natürlich fragwürdig, die Assoziation mit einer Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg jedoch naheliegend. Zumindest für mich und hoffentlich auch für meine Leser.
Nun noch zu Dir – ganz kurz, wie bist Du zum Geocaching gekommen und was machst Du so, wenn Du nicht gerade eine Dose suchst?
Es war wohl im Jahre 2008 oder 2009 als mein Freund Alex mir das erste Mal von einer Art Schatzsuche erzählte, die über das Netz organisiert wird. Etwas später hatte er dann sein erstes GPS Gerät, einen orangefarbenen Explorist mit einfarbigen Display und einer unfassbar schlechten Usability. Trotzdem war es von Anfang an ein Riesenspaß. Das tolle Gefühl, wenn man seinen ersten Cache hebt. Das kennt sicherlich jeder der Leser. Seitdem waren wir sehr oft unterwegs, oft in der Nacht auf der Suche nach spannenden Nachtcaches oder Lostplaces.
Ich bin ein Netzjunkie und gerne draußen unterwegs. Beruflich arbeite ich u.a. im erlebnispädagogischen Bereich. Wenn ich mal Zeit habe schreibe ich über meine Outdoorerlebnisse in meinem Blog oder ich organisiere Outdoorevents wie beispielsweise den TOUGHRUN.
Theo, ich danke dir für dieses Interview. Möchtest Du noch einen Gruß loswerden?
Keinen Gruß, aber einen Kommentar:
Ich beobachte die Geocachingszene seit einigen Jahren. Leider muss ich feststellen, dass eine Vielzahl an Caches nur noch ausgelegt werden um sie schnell und einfach zu loggen, damit der GC-Junkie seinen Score hochjagen und der Owner viele Founds verzeichnen kann. Anspruchsvolle Multicaches, spannende Nightcaches und interessante Tradis werden meiner Meinung nach immer rarer. Das finde ich sehr schade! Ich würde mich persönlich wieder sehr über höherwertige Caches freuen und gerne auch meinen Beitrag dazu leisten. Ich würde darüber hinaus vielleicht sogar wieder meine Founds loggen.
Mir war durchaus bewusst, dass dieser kleine Filmbeitrag für eine kontroverse Diskussion in der GC-Community sorgen wird. Ich habe den gesamten Thread zum SR-Beitrag verfolgt und festgestellt, dass u.a. auch recht konstruktiv über „Geocaching im Fernsehen und in der Öffentlichkeit“ diskutiert wurde. Die Argumentation, dass Lostplaces durch die Berichterstattung im Fernsehen, geschlossen werden könnten und teilweise (schon geschlossen wurden) ist schlüssig und ich verspreche jedenfalls dies in Zukunft noch ernster zu bedenken. Vermisst habe ich jedoch zum Beispiel die grundsätzliche Frage ob Lostplaces bzw. Caches, die sich auf Privatgelände befinden, in denen der Zutritt verboten oder zumindest mit Gefahren zu rechnen ist, weiterhin in einem so stark besuchten Portal wie dem von Groundspeak verbleiben sollten?
Ich glaube, dass eine Diskussion unbedingt geführt werden muss, damit die Suche nach der Dose auch in Zukunft noch ein spannendes Hobby bleibt.
Hast Du noch einen Schlusssatz für mich? Etwas, was Du den Lesern mit auf den Weg geben willst?
Habt euch lieb!
Aktuell sind wir noch in der Phase, in der mehr Cacher einfach mehr Probleme bedeuten und ich bin mir nicht sicher, ob Geocaching über dieses Status jemals hinauskommen wird.
Bis dahin sind solche „5-Minuten-Ruhm“-Geschichten mit besonderem Augenmerk auf grenzwertige Caches eher fragwürdig, aber irgendein Held findet sich ja immer, der mit „Dreckig Ahnung“ vor der Linse protzen möchte… leider. :-(
Ich glaube, dass es keinen Sinn macht, den „alten Zeiten“ nachzuweinen. Groundspeak ist ein kommerzielles Unternehmen und wird alles dafür tun, so viel als möglich zahlende User zu bekommen.
Die aktuelle Herausforderung ist doch eher, wenigstens ein bisschen von dem zu erhalten, was Geocaching einmal ausgemacht hat. Und da hilft nur Öffentlichkeitsarbeit, die die Cacher sensibilisiert und dabei unterstützt auf den „rechten“ Weg zu gelangen…
Hier sollte der Spagat zwischen Nutzen und dem nicht verbrennen von guten Caches irgendwie bewerkstelligt werden.
Gerade bei Lostplaces glaube ich, dass diese Caches über kurz oder lang komplett bei Groundspeak verschwinden werden, da ihnen die „breite Masse“ eh nicht gut tut. Und darin sehe ich auch eine Chance für andere Caching-Plattformen sich erfolgreich in dieser Nische zu etablieren.
„Darüber hinaus, bin ich der Meinung, dass eine steigende Anzahl von Menschen, die ein Hobby ausüben, ausschließlich gut für das Hobby sind.“
vs.
„Leider muss ich feststellen, dass eine Vielzahl an Caches nur noch ausgelegt werden um sie schnell und einfach zu loggen, damit der GC-Junkie seinen Score hochjagen und der Owner viele Founds verzeichnen kann.“
Tja, wer findet den Widerspruch?
(Mir ist natürlich bewusst, dass es etwas komplizierter ist, aber ein Zusammenhang besteht halt schon.)